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Channel: Gemeinschaft – Der Mensch – das faszinierende Wesen
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Von den Bäumen kann man lernen. Die Natur ist so viel weiser als der Mensch.

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sichtbares Wurzelwerk (Foto: Christiane Ginschel - pixeliio)

sichtbares Wurzelwerk (Foto: Christiane Ginschel – pixeliio)

Die Stille und Ruhe gönnen dem inneren Sein eine tiefe Macht und freieres Walten, und es ist immer besser, wenn das Innere nach außen, als wenn umgekehrt das Äußere nach innen strömt.
Friedrich Wilhelm Christian Karl Ferdinand
Freiherr von Humboldt

Der Fingerphilosoph hat gerade in einem Kommentar mit eine These hinterlassen, die ich gerne hier zur weiteren Diskussion stellen möchte.

Man kann nicht ein SELBST haben und gleichzeitig SELBST-LOS sein

Ein SELBST ist per Definition ein Für-sich-Zurückbehalten. Wer ein SELBST hat oder ist, bringt sich nicht voll und ganz ein und reagiert nicht mehr mit allem, was er IST, sondern nur mit einem Teil von sich. Das SELBST ist das große Hindernis. Ob man das nun SELBST, EGO, ICH oder SEELE nennt, ist völlig wurscht. Es sind bloß verschiedene Wörter für dasselbe Phänomen. Man kann nicht ein SELBST haben und gleichzeitig SELBST-LOS sein, wie die Erleuchteten behaupten. Bewusstsein kann man außerdem nicht HABEN. Bewusstsein ist, wie der Name schon sagt, ein SEINSZUSTAND. Damit entzieht er sich der Beschreibung, ja sogar der Erkenntnis.

Das Bewusstsein ist ein Geheimnis, und alles wir Menschen so treiben, besteht darin, über das Geheimnis nachzudenken. Dieses “Nachdenken über” nennen wir dann Bewusstsein. Da das Bewusstsein ein Geheimnis ist, weiß ich nicht, ob es zerstörbar ist oder nicht. Ich finde das auch nicht wichtig.

Vom Wesen der Bäume

Bäume reagieren mit ihrem ganzen SEIN auf die Umwelt. Bäume behalten nichts für sich zurück. Sie sind ein authentisches Abbild des Bewusstseins. Deshalb kann man von Bäumen viel lernen. Beispielsweise, dass sie eine Doppelnatur haben.

Vom lichten Teil

Der eine Teil über dem Erdboden reckt und streckt sich der Sonne entgegen, geht ganz auf im Sonnenlicht. Es ist dem Baum dabei völlig egal, ob er anderen Bäumen das Sonnenlicht wegnimmt oder nicht. Er nimmt nicht die geringste Rücksicht auf andere Pflanzen. Wo die Sonne ist, dort wächst er hin, unvermittelt, mit seinem ganzen SEIN.
Wenn da, wo er hinwachsen will, schon ein anderer Baum steht, gibt es ein Gerangel, einen Wettlauf ums Sonnenlicht. In diesem Wettlauf wächst der Baum über sich selbst hinaus. Er wird so hoch, dass es nach den Gesetzen der Physik unmöglich ist, dass der Wasser- und Nährstofftransport noch funktioniert. Der Baum ist damit ein Wunder. Und gleichzeitig das rücksichtsloseste Lebewesen, das man sich nur vorstellen kann.

Vom dunklen Teil

Der andere Teil unter dem Erdboden: hier kann man den einzelnen Baum gar nicht mehr als Einzelnes identifizieren. Seine Wurzeln verflechten sich mit den Wurzeln anderer Bäume zu einem undurchdringlichen Geflecht, in dem überdies noch Pilze, Bakterien und Milliarden anderer Lebewesen wuseln, die alle was damit zu tun haben, damit der Baum die Nährstoffe bekommt, die er braucht, um sein Leben überhalb des Erdbodens zu leben. Im Dunkel der Erde ist der Baum mit allem anderen eins. Hier ist die Einheit, die der neuplatonisch verbildete Mensch in der Energie und im Licht vermutet, ganz anschaulich repräsentiert. Wo Einheit ist, ist nicht Licht, sondern Dunkel.
Freundschaft und gegenseitige Hilfe findet nicht im Licht, sie findet im Dunkel statt. Wo neues Leben sich entwickelt, ist nicht Licht, sondern Dunkel. Wo Liebe ist, ist nicht Licht, sondern Dunkel.

Bäume helfen sich also im Geheimen, damit sie im Sichtbaren miteinander ums Sonnenlicht rangeln können. Und so wachsen sie über sich selbst hinaus. Von Bäumen kann man viel lernen.

Vom Übersichhinauswachsenkönnen

Wir Menschen machen es umgekehrt. Wir tun so, als würden wir im Sichtbaren kooperieren, um uns im Geheimen zu bekämpfen. Die Religionen wollen deshalb das Dunkel abschaffen, die Staaten das Geheime, und manche wollen das Unbewusste bewusst machen. Allen ist gemeinsam, dass sie hier die Feindseligkeit vermuten.
Stattdessen verhindern all diese in ihrem sichtbaren Organisations-, Gemeinschafts- und Kooperationswahn, dass der Mensch noch über sich selbst hinauswachsen kann.

Von den Bäumen kann man lernen. Die Natur ist so viel weiser als der Mensch.

Fingerphilosoph



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